… ihre Geschichte
Die Westruper Heide ist, ähnlich wie viele andere hiesige Heiden, ein kulturhistorisches Zeugnis für die in Nordwestdeutschland ehemals weit verbreitete Heidewirtschaft. So waren im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur die Hohe Mark und die Haard, sondern auch weite Teile des Landes durch menschliche Tätigkeit waldarm geworden.
Die jahrhundertelange Allmendenutzung (gemeinschaftliche Nutzung der Markenflächen) hatte ihre Spuren hinterlassen. Regelmäßiger Holzeinschlag zur Brennholzgewinnung führte zu einer Auflichtung der Wälder. Die Nutzung des Waldes als Waldweide unterband die Naturverjüngung. Eicheln, Bucheckern und aufkommender Jungwuchs wurden vom Vieh gefressen und verbissen. Die Verwendung der Laubstreu als Stalleinstreu beeinträchtigte das Waldbodengefüge und unterband die natürlichen Stoffkreisläufe.
Sämtliche Formen der Allmendenutzung bewirkten nicht nur eine Auflichtung des Waldes, sondern auch eine Verarmung der ohnehin schon basen- und nährstoffarmen Sandböden des Gebietes. Der ständige Nährstoffaustrag durch Streunutzung, Plaggenhieb und Fraß machte ein natürliches Aufkommen von Bäumen unmöglich. Nur einige Spezialisten wie die Besen- und die Glockenheide, auf die sich Verbiss und Nährstoffarmut als Konkurrenzvorteil positiv auswirkten, konnten stattdessen gedeihen.
Mit der Zeit entstanden weite, baumlose Heideflächen, die weiterhin genutzt wurden: Streu- und Plaggennutzung für die Stalleinstreu, Brennen der Flächen, um die Verjüngung der Heide zu fördern, Mahd der jüngeren Heide für Winterfutter für die Schafe, Beweidung im Sommer.
Um 1800 betrug der Anteil an Heide, Sand-Magerrasen und Mooren in Westfalen etwa 80 %. Die Wende kam Mitte des 19. Jhd. mit der Industrialisierung, insbesondere dem an Bedeutung gewinnenden Bergbau sowie der Erfindung des Kunstdüngers. Immer mehr Heideflächen konnten durch die künstliche Düngung ackerbaulich genutzt werden. Die Plaggendüngung war damit überflüssig geworden und der Bedarf an Stalleinstreu konnte nun durch das beim Getreideanbau anfallende Stroh gedeckt werden.
Flächen, die dennoch nicht in die ackerbauliche Nutzung überführt werden konnten, wurden als Grünland genutzt oder aufgeforstet, letzteres insbesondere mit schnellwüchsigen Nadelhölzern wie der Waldkiefer für den Grubenbau im Ruhrgebiet. Damit nahm der Anteil an Heideflächen rapide ab. Nur einige Reste der ehemals weitläufigen Heidelandschaften konnten noch unter Schutz gestellt werden, bevor auch sie der intensiven Land- oder Forstwirtschaft hätten weichen müssen.